Report: Ein halbes Jahr Xbox Series X
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Uhr
Robert Ladenthin
Die Spielekonsole Xbox Series X ist ein halbes Jahr alt. Zeit für einen Nachtest: Was hat sich verbessert seit dem Start und wo hakt es noch?
Seit dem 10. November 2020 ist die
Xbox Series Xauf dem Markt – und in meinem Wohnzimmer. Am Anfang stellte sich noch kein richtiges Next-Gen-Gefühl ein. Sie machte ältere Titel noch schöner, der Sprung zwischen One zu Series X fühlte sich aber im Vergleich zum vorherigen Generationswechsel eher klein an. In meinem Fall kamen kleine Probleme hinzu, mit denen die Konsole zu kämpfen hatte. Nach sechs Monaten ist die Euphorie der ersten Tage verflogen und es ist Zeit für ein erneutes Fazit. Was hat sich verbessert, wo hakt es noch und welche Probleme konnte ich beheben? Hier die Antworten.
Inhalt
Die besten Spielekonsolen
Platz
3
![Xbox Series X: Test nach sechs Monaten (5) Xbox Series X: Test nach sechs Monaten (5)](https://i0.wp.com/www.computerbild.de/steam/teaser-service/idealo/folder/Product/201490/2/201490239/s1_produktbild_gross/sony-playstation-5-ps5.jpg?impolicy=teaser-service)
Testnote
1,9
gut
Sony
PlayStation 5 (PS5)
Platz
7
![Xbox Series X: Test nach sechs Monaten (13) Xbox Series X: Test nach sechs Monaten (13)](https://i0.wp.com/www.computerbild.de/steam/teaser-service/idealo/folder/Product/5703/4/5703465/s1_produktbild_gross/microsoft-xbox-one-x-1tb-project-scorpio-edition.jpg?impolicy=teaser-service)
Testnote
2,1
gut
Microsoft
Xbox One X 1TB Project Scorpio Edition
Stockende Verfügbarkeit
Die Xbox Series X einfach über den Online-Handel seines Vertrauens zu kaufen ist bislang immer noch nicht möglich. Vereinzelt gibt es die Microsoft-Konsole zwar in unregelmäßigen Abständen bei Amazon, Media Markt & Co., jedoch nur in geringen Stückzahlen. Über Ebay bieten Nutzer die Series X auch an, Interessierte zahlen da allerdings bis zu 200 Euro mehr als im Handel. Da hilft nur Geduld, zumal Microsofts Vorstandsmitglied Mike Spencer kürzlich bekannt gab, dass die Konsole bis zum Sommer 2021 vergriffen sei.
Von Xbox One zur Series X
Vor der Series X stand in meinem TV-Möbel eine Xbox One, die bis zum Schluss ohne Probleme lief. Allerdings wurde es nach vier Jahren Zeit für die nächste Generation. In meinem Wohnzimmer steht ein
LG OLED B9mit einer Bildschirmdiagonale von 65 Zoll, den ich gerne einmal mit 4K-Spielen füttern wollte. Zusätzlich kann der Fernseher Inhalte mit einer Bildwiederholfrequenz von 120 Hertz wiedergeben und hat AMDs FreeSync-Technik an Bord. Selbst schnelle Bewegungen zeigt er daher geschmeidig und nahezu verzögerungsfrei: Die Eingabe-Latenz liegt bei gerade einmal 13 Millisekunden. Beim Sound bin ich ebenfalls gut ausgestattet: Ich besitze einen AV-Receiver (Marantz NR 1510) mitsamt Surround-Boxen-Ausstattung (JBL SCS 200 5.1). Manko: Der Receiver hat keinen
HDMI-2.1-Anschlussund kann somit zum Beispiel die von der Konsole erreichten 120 Hertz nicht durchschleifen. Aus dem Grund sind TV und Xbox direkt miteinander verbunden.
Das Flimmern stört
Um die volle Bildwechselfrequenz von 120 Hertz auszuschöpfen, musste ich diese erst im Konsolen-Menü aktivieren: Die befindet sich in der Übersicht Allgemein im Punkt TV & Anzeigeoptionen. Unter dem Punkt Aktualisierungsrate lassen sich dann 60 Hertz oder 120 Hertz auswählen. Da taucht auch schon das erste Problem auf: Mein Fernseher unterstützt den Modus und zeigt die volle Bildrate an. Allerdings kommt es zu einem Bildfehler in Form eines dünnen, flimmernden Streifens im ersten Bilddrittel. Der Strich zog sich vertikal über das Bild. Die Ursache liegt darin, dass sich Fernseher und Xbox softwareseitig noch nicht vollständig "vertragen". Bei diesem Problem hilft jedoch ein kurzes Aus- und Einschalten des Fernsehers, dann verschwindet der Streifen. Zwar taucht die flimmernde Säule nur selten auf, trotzdem hoffe ich, dass ein zukünftiges Software-Update entweder von der Konsole oder vom TV diesen Fehler endgültig aus der Welt schafft.
Kinosound ist Einstellungssache
Für den richtigen Klang ist ein wenig Feintuning nötig. Ich muss dafür erneut in die Einstellungen gehen. Microsoft erklärt in einem offiziellen
Ratgeber-Artikel, welche Einstellungen am besten für ein Setup wie meinen geeignet ist. In den Konsolen-Einstellungen unter Allgemein findet sich der Punkt Lautstärke und Audioausgabe. Zunächst wähle ich bei HDMI-Audio den Punkt Bitstream und beim Bitstream-Format "DTS Digital Surround". Der AV-Receiver, und nicht die Konsole, verarbeitet dann das Audiosignal, das er vom Spiel bekommt. Es lassen sich neben DTS Digital Surround noch die Tonformate Dolby Digital, Dolby Atmos für Heimkino sowie DTS:X für Heimkino wählen. Die letzten beiden eignen sich für Receiver, die die entsprechenden Raumklangformate verarbeiten können. In meinem Fall ist jedoch DTS Digital Surround die beste Variante.
Teure Speicher-Lösung
Alles ist bereit, Spiele sind fast installiert, da taucht das nächste Problem auf: Der Speicher von 1 Terabyte (zur Verfügung stehen mit Abzug des Betriebssystems sogar nur 802 Gigabyte, GB) ist schneller voll, als man Xbox Series X sagen kann. Aktuelle Spiele wie etwa ein 180 GB großes
"Call Of Duty – Black Ops Cold War"nehmen ordentlich Platz weg. Zudem lassen sich Series-X-Spiele nur auf dem internen Speicher ablegen. Lediglich Titel der vorherigen Generationen dürfen Zocker auch auf einer externen USB-Festplatte speichern. Allerdings wirkt sich das deutlich auf die Ladegeschwindigkeit aus. Die Lösung kommt in Form eines Zusatzspeichers. Die Storage Expansion Card von Seagate ist aktuell die einzige interne Speichererweiterung. Happig: Die kleine Karte mit 1 Terabyte Speicher kostet satte 240 Euro. Ein saurer Apfel, in den vor allem Gamer, die viele Spiele im Wechsel zocken, beißen müssen.
Kein Next-Gen-Controller
Im Test war auch der Controller ein großer Kritikpunkt. Er wirkt zwar insgesamt schlanker als der des Vorgängers. Wirkliches Next-Gen-Gefühl entsteht bei mir bei dem matten Plastik-Drücker aber nicht gerade. Besonders wenn man im Vergleich dazu den Dual Sense der PS5 sieht, der mit besonderen Extras wie dem haptischen Feedback der Schultertasten auffällt. Dort passen die Knöpfe L2 und R2 den Druck an, somit fühlt man quasi den Druck, wenn die Spielfigur einen Bogen spannt. So was bietet Microsoft nicht, allerdings hat der Hersteller beispielsweise den
Xbox Elite Wireless Controller Series 2mit zusätzlichen Tasten und Anpassungsmöglichkeiten im Sortiment. Die ergänzende Peripherie schlägt allerdings mit 180 Euro zu Buche und ist definitiv kein Muss. Der Edel-Controller fühlt sich dennoch mehr nach Next-Gen an als sein Plastik-Bruder, der zur Serienausstattung der Xbox gehört.
Wo bleiben die Exklusiv-Spiele?
Weiteres Manko: Exklusiv-Spiele gibt es für die Series X und S nicht. Das liegt daran, dass Xbox-Titel auch immer für den PC erscheinen. Allerdings gab es zum Start auch keine Titel aus Microsofts eigenen Spieleschmieden. Ohne Spiele stand die Konsole aber nicht da, denn viele Games der älteren Xbox-Generationen lassen sich auch auf den neuen Konsolen zocken. Titel wie "Gears 5" und "Forza Horizon 4" bekamen sogar Updates für die neue Xbox-Generation. Den alten Grafikkrachern spendierte Microsoft etwa eine höhere Bildwiederholrate. Auch Titel anderer Entwickler profitieren von der neuen Hardware: So laufen zum Beispiel
"Titanfall 2"oder
"Metro Last Light Redux"mit sehr geschmeidigen 120 Hertz. Die Ladezeiten haben sich obendrein stark verkürzt, zumindest wenn die Spiele auf dem internen Speicher installiert sind. Die Spieleauswahl ist demnach aktuell kein Grund, sich die Series X ins Haus zu holen – wenn man bereits eine Xbox One besitzt. Aktuelle Blockbuster wie
"Resident Evil Village"erscheinen nämlich nach wie vor auch für die ältere Schwester.
Xbox Series X: Alle Probleme gelöst?
Nicht alle Probleme ließen sich über die Einstellungen lösen. Für mehr Speicherplatz und einen besseren Controller musste ich zusätzlich (tief) in die Tasche greifen. Der gelegentliche Bildfehler ist etwas ärgerlicher. Da heißt es abwarten, bis ein entsprechendes Update kommt. Ähnlich sieht es bei den Exklusiv-Spielen aus. Einen Titel mit Wow-Effekt gab es in den letzten sechs Monaten nicht und hier braucht es ebenfalls Geduld. Trotzdem verstaubt die Series X nicht in meinem Wohnzimmer. Unter unzähligen Titeln aus vier Xbox-Generationen findet sich immer was zum Zocken. Und die sehen teilweise besser aus als je zuvor.